Unterricht mit Heizungsrohren

Firma Müller stellt sich Neuntklässlern beim „Handwerker Live Tag“ an der Oberschule vor

Gehrden. Patrick Hohe von der Gehrdener Heizungsfirma Müller drückt auf eine Stoppuhr, und dann hat die Vierergruppe der neunten Klasse eine ungewöhnliche Aufgabe – Heizungsrohre im Klassenraum zu verlegen. Was hier wahrlich nicht alltäglich ist, ist Teil des „Handwerker Live Tages“ an der Oberschule Gehrden (OBS). Der soll dazu dienen, Schülerinnen und Schülern die handwerkliche Ausbildung näherzubringen. Das Angebot ins Leben gerufen hat die Peter-Jensen-Stiftung aus Hamburg, die Betrieben die Möglichkeit bietet, um spätere Fachkräfte zu werben.

Die vier Jugendlichen, die mit Patrick Hohe Rohre verlegen, absolvieren eine von vier Praxisaufgaben, die beim „Handwerker Live Tag“ ausprobiert werden. Die an der Nikolaus-Otto-Straße ansässige Firma Müller arbeitet im Bereich Sanitär, Heizung und Klima (SHK) und präsentiert den Teilnehmern verschiedene Facetten ihres Handwerks.

Handwerker sind Teamorientiert

„Hier zeigen wir die Arbeitsschritte für das Verlegen einer Fußbodenheizung. In den anderen Räumen wird ein Bad geplant, ein Kunstwerk aus Kupferrohren gebaut und draußen eine Gartenbank aus Abwasserrohren“, erklärt Anlagenmechaniker Hohe. Die Vierergruppe muss zunächst sogenannte Noppenplatten zusammenstecken, auf denen später die Heizungsrohre fixiert werden. Dafür müssen die 15-Jährigen eng zusammenarbeiten. „Die Gruppenarbeit zeigt, dass man beim Handwerk kein Einzelgänger sein kann“, erklärt der Meister die Idee hinter der Aufgabe.

Bereits im vergangenen Jahr sei der „Handwerker Live Tag“ an der OBS gut angekommen, erzählt der stellvertretende Schulleiter Arne Lechmann. „Wenn es um Berufsorientierung geht, müssen Jugendliche und Betriebe kooperieren. Der Austausch darf nicht nur theoretisch sein, wir brauchen Praxis“, betont er. Aus diesem Grund sei das Angebot zusammen mit der Peter-Jensen-Stiftung erneut organisiert worden.

Die Stiftung verkauft Materialien an kleine SHK-Betriebe wie die Firma Müller. Mit dem von ihr ins Leben gerufenen Projekttag will sie ihre Kunden dabei unterstützen, neue Fachkräfte zu gewinnen – denn die fehlen an allen Ecken und Enden, berichtet Gründer und Inhaber Martin Jensen. Oft sei es für Betriebe selbst nicht möglich, so eine Aktion zu veranstalten, denn der Materialverbrauch koste für einen Tag bereits rund 2500 Euro. Deshalb übernehme die Stiftung die Finanzierung.

„Heute wollen wir die Jugendlichen erst mal für ein Praktikum beim Heizungsbauer gewinnen“, erklärt Jensen. Ihm sei zudem wichtig, dass der vorstellende Betrieb maximal zehn Minuten von der Schule entfernt ist. „Die Firma muss lokal sein. Die Heranwachsenden sollen sehen, dass sie in der Region arbeiten können und für die Menschen vor Ort.“

Große Nachfrage für 30 Plätze

In diesem Jahr haben sich mehr Schüler für das Angebot beworben, als es Plätze gab. Jensen zeigt sich begeistert: „Ich habe selten eine so interessierte Klasse gesehen.“ Der neunte Jahrgang scheint auch zufrieden. Jaden und Moritz hatten schon vorher die Idee, ein Praktikum in dem Fachbereich SHK zu machen. „Jetzt bin ich mir sicher“, sagt Jaden, und will sich demnächst bei der Firma Müller bewerben.

Nach 9,24 Minuten hat Freya die Heizungsrohre mithilfe ihrer drei Mitschüler fertig verlegt. „Den Rekord habt ihr leider nicht geknackt, aber dafür hat eure Gruppe die Aufgabe am sorgfältigsten erledigt“, lobt Hohe. „Ich möchte etwas Handwerkliches oder was mit Zahlen machen“, erklärt die 15-Jährige. Deshalb freue sie sich, einen neuen Beruf kennenzulernen, denn beim Steuerberater sei sie schon gewesen. Ihre Gruppe zieht weiter in den nächsten Raum, um Kupferrohre zu verbinden und die letzte der vier Challenges abzuschließen.

Quellenangabe: Haz.de/ Gehrden/ Ronnenberg vom 12.10.2023, Seite 1